Wolves In The Throne Room

Pünktlich, und doch zu spät

WITTR & Wiegedood zusammen in München!
Welch erquickende Nachricht, die mich da erreichte.

Zur Sicherheit gleich die Karten vorbestellt. Man weiß ja nie!
Und tatsächlich: das Feierwerk berstet schier.

Einlass 20:00 Uhr - Beginn 21:00 Uhr.
Das zumindest steht auf der Karte und so war auch unser letzter Stand aus dem sozialen Netzwerk.
Daher kam es sehr überraschend, Kalte Tage verpasst zu haben, obwohl wir doch eigentlich pünktlich waren.
(Im Nachhinein konnte man dann erfahren, dass bereits 20:20 Uhr begonnen wurde aufzuspielen...)

Entsprechend ging es für uns direkt mit Wiegedood los!
Und die Hütte wurde knackevoll. Auf Grund des großen Interesses wurde bereits im Vorfeld kommuniziert, dass die Location gewechselt hat: Kranhalle -> Hansa 39.

Für uns mittlerweile der dritte Auftritt dem wir beiwohnen, und nun ja - keine Überraschung im eigentlichen Sinne.
Moderner Black Metal, wie er landläufig vorgetragen wird: keine Ansagen, keine Zugaben - allgemein keine Interaktion mit dem Publikum.
(Nicht falsch verstehen: ich vermisse sowas auch nicht!)

Das minimalistische visuelle Konzept, das eigentlich nur von der Farbe Rot und sehr viel Nebel dominiert wird, scheint zunehmend den Lichtverantwortlichen zu langweilen. Irgendwann beginnt das Stroboskop unbeholfen mitzublinken. Das hört aber glücklicherweise nach kurzer Zeit wieder auf, nachdem (hoffentlich) offensichtlich wurde, dass es überhaupt nicht passt.
Das Material vom neuen Album gefällt und Wiegedood bringen es soundtechnisch sauber im Publikum unter.
Fünfzig Minuten später ist das Spektakel beendet und man wundert sich, wie schnell Zeit doch vergehen kann.

In der Pause zum Merch geschlendert, stellt man fest, dass Preise auch hier durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden.
Sei's drum; eine Spende in den ökologischen Agrarbereich ist immer drin.
Und so sahen das doch einige. Reges Treiben beim Mar­ke­ten­der.

Langsam wird es Zeit sich einen günstigen Stehplatz zu suchen, denn Wolves In The Throne Room beginnen gleich und das Hansa ist wirklich voll.

Erster Eindruck zur Bühne: der Preis für das "atmosphärischste Backdrop ever" geht definitiv an WITTR.
Weiß gezeichnete Tann-Elemente auf schwarzem Grund; durch flackerndes rotes Licht von unten ausgeleuchtet gleicht die Szenerie einem Lagerfeuer im Wald.
Zum Intro wird Räucherwerk verbrannt, um die Atmosphäre weiter zu verdichten.
Die Nebelmaschine tut ihr Übriges.

Das Intro verklingt und sogleich erfüllt ein gewaltiges Black Metal-Gewitter die Halle.
Glasklarer Sound erschallt von einer Bühne herab, auf der die Protagonisten nur als obskure Gestalten im Nebel zu erkennen sind.
Entrückt durch diese enorm immersive Theatralik und geführt durch die gesamte Band-Diskografie vergeht die Zeit wie in Trance.

Als die letzten Noten verklingen und das Licht angeht, fühlt man sich gewaltsam aus einem Traum gerissen.
...

"Ich sehe, wie, kaum aufgegangen, schon unser Heut' ein Gestern ist." (Friedrich Karl Kasimir von Creutz)

Fazit:
Meine sehr hohen Erwartungen im Vorfeld wurden nicht nur erfüllt, sondern komplett übertroffen.

Müsste ich eine Band nennen, welche die aktuellen Strömungen im Black Metal mittels eines Auftritts fokussiert: WITTR.
Es war kein Gig, es war ein schwarzmetallisches Bühnenstück.

geschrieben von Mimikry am 06.05.2017